Varanasi gilt als eine der heiligsten Städte Indiens. Sie liegt am Ganges,  dessen Wasser für gläubige Hindus heilig ist. Leben und Tod liegen fast untrennbar nah beieinander und das wird auch für Touristen deutlich.

Wir verbrachten drei Nächte und vier Tage in Varanasi. Vor unserer Anreise waren wir etwas eingeschüchtert, denn wir hatten fast ausnahmslos negative Sachen von Reisenden gehört oder gelesen. Wir stellten uns darauf ein, dass es es uns entweder gefällt oder wir schnell wieder flüchten wollen würden.

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit nach Varanasi und zeigen dir, warum Varanasi so speziell ist.

Einen Indienguide und unsere Route durch Indien gibt es in separaten Beiträgen.

Anreise & Unterkunft

Wir sind mit dem Zug von Siliguri nach Varanasi gefahren. Die Fahrt war wie immer angenehm und wir hatten diesmal kaum Verspätung. Ein Nachteil war, dass wir mitten in der Nacht in Varanasi ankamen. Die Rikschafahrer witterten ihr Geschäft und belagerten uns, während wir unseren Uber Fahrer suchten und zum Glück wenig später auch fanden. Dieser war jedoch nicht sonderlich motiviert und wollte uns wegen einer Straßensperrung nicht weit fahren. Eine Umleitung gab es angeblich nicht. Erst als wir bei unseren Homestay anriefen, das Handy an ihn weitergaben und unsere Gastgeberin ihm irgendetwas sagte, fuhr er uns weiter.

Erschöpft und müde kamen wir in unserem Guesthouse an. Die Besitzerin Sona erwartete und zeigte uns unser kleines aber sauberes Zimmer. Das Zimmer war so klein, das es nicht unbedingt zum Verweilen einlud. Das störte uns allerdings nicht, da wir die meiste Zeit eh in der Stadt verbrachten. Wir fühlten uns wohl und Sona war rundum eine tolle Gastgeberin.

Je nach Zeit können die Preise für Unterkünfte in Varanasi stark variieren.

Varanasi ist sowohl mit dem Zug, Bus oder auch per Flugzeug gut erreichbar.

Das Leben an den Ghats

Dreh und Angelpunkt in der Altstadt von Varanasi sind die Ghats, die Zugangsstellen zum heiligen Ganges. Hier wird Wäsche gewaschen und getrocknet. Überall kann man rituelle Waschungen beobachten von Jung & Alt. Die Hindus glauben daran, dass das Wasser sie von all ihren Sünden rein wäscht. So schöpfen sie das Wasser mit Gefäßen und kippen es sich immer wieder über den Kopf. Einige Menschen sitzen still am Ufer und blicken einfach auf den Ganges, es scheint als würden sie meditieren.

Baden im heiligen Ganges, Varanasi, Indien Sadhu am Ufer des Ganges in Varanasi Bootsfahrt in Varanasi, Indien

Zu fast jedem Zugang gehört auch ein Tempel und der ist manchmal gar nicht so leicht zu erkennen.

Abends findet am Dasaswamedh Ghat die abendliche Zeremonie statt, bei der man hautnah erlebt, wie der Glaube hier gelebt wird. Es ist wirklich faszinierend und mit Worten nicht zu beschreiben.

Am Assi Ghat findet eine morgendliche Zeremonie statt. Auch hier werden Feuerkelche geschwungen, es wird gesungen und sogar zusammen Yoga praktiziert.

Wenn du in Varanasi bist, gehört der Besuch einer solchen Zeremonie unbedingt dazu!

Abendliche Zeremonie am Ufer des Ganges in Varanasi Burning Ghat in Varanasi, Indien

Neben den “normalen” Ghats gibt es auch die sogenannten “Burning Ghats”, wo Leichen verbrannt werden. Die Toten werden von ihren männlichen Angehörigen auf einer Bambustrage durch die Stadt zu einem dieser Ghats getragen. Vor der Verbrennung werden die Leichen noch einmal im Ganges gewaschen und dann ins Feuer gelegt. Trockene Blüten und auch Gewürze werden ebenfalls ins Feuer gegeben, so stinkt es nicht. Wir haben selbst gesehen,wie Leichen dort verbrannt werden und es ist eine sehr spezielle Energie, die dort herrscht. Die Menschen sind gefasst und der Umgang mit dem Tod ist ganz offensichtlich ein anderer, als bei uns. Durch die Verbrennung am Ganges glaubt man, den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen und ins Nirwana zu kommen.

Schwangere, Kinder und Saddhus dürfen nicht verbrannt werden, sondern wurden bis vor kurzem einfach im Ganges versenkt. Dies ist offiziell allerdings seit einigen Monaten verboten. Inwiefern das Verbot aber durchgesetzt wird, ist fraglich.

An den Ghats solltest du auf keinen Fall fotografieren, es ist offiziell zwar nicht verboten aber wie wir finden, wäre es respektlos den Toten und Angehörigen gegenüber.

Der normale Wahnsinn in Varanasi

Menschen drängen sich durch die engen Gassen vorbei an Kühen, Chaiverkäufern und einigen Bettlern. Frauen in bunten Gewändern prägen das Bild und das ständige Gehupe könnten wir nie komplett ignorieren. Genauso wenig gewöhnten wir uns an den Gestank, der uns immer wieder in die Nase kroch. Das einzige was dann noch half, war die Beschleunigung unseres Schrittes.

Wir wollten dieses Durcheinander besser verstehen und entschieden uns an einer Walking Tour teilzunehmen. Die Tour machten wir mit Varanasi Walks. Unser Guide war toll und wir konnten die Stadt so nochmal ganz anders wahrnehmen, sahen neue Winkel und Tempel, in die wir ohne ihn nicht entdeckt hätten. Die Tour fanden wir so gut, dass wir uns dafür entschieden am nächsten Morgen eine Bootstour zu machen und das Treiben am Ganges bei Sonnenaufgang zu beobachten. Das war die richtige Entscheidung! Es herrschte eine magische Stimmung auf dem Fluss, die Sonne ging langsam auf, es war verhältnismäßig ruhig und wir konnten jeden Moment davon aufsaugen.

Bootsfahrt auf dem Ganges in Varanasi Blick auf den Ganges in Varanasi Sonnenaufgang während unserer Bootsfahrt auf dem Ganges

Der Fluss sah sauberer aus, als wir es erwartet hätten und trotzdem warnte uns unser Guide, dass wir keines Falls darin baden sollten. Er erzählte uns auch, dass er immer wieder gegen Leichen schwamm, als er noch regelmäßig im Ganges baden war. Eine grusslige Vorstellung für uns.

Beide Touren fanden wir toll, denn so haben wir einen viel besseren Eindruck von Varansi bekommen und Ecken gesehen, in die wir ohne Guide nie gekommen wären. Eine klare Empfehlung!

Straße in Varanasi

Unser Eindruck von Varanasi

Varanasi hat uns wie keine andere Stadt in Indien mitgerissen. Immer dann wenn wir schon ungläubig mit dem Kopf schütteln wollten, passierte etwas, das uns zum lächeln brachte. Wahnsinn und Frohsinn liegen hier so nah beieinander wie Leben und Tod. Manchmal scheint es uns sogar so, als wären Wahnsinn, Frohsinn und auch der Leben und der Tod Eins. Untrennbar und fest miteinander verwoben. Genau das ist auch Varanasi für uns. Alles ist miteinander verbunden. Man erkennt nicht klar auf welche Weise aber man kann es deutlich spüren.

Wir merken wieder einmal, wie intensiv Indien ist und wie sehr es uns und unsere Sinne fordert. Gleichzeitig fasziniert uns genau das und zieht uns in seinen Bann.

Kuh auf der Straße in Varanasi Blick auf die Ghats in Varanasi, Indien Blick auf die Ghats in Varanasi, Indien

Wir fanden Varanasi wahnsinnig spannend und diese krasse Konfrontation mit der Kultur hier, hat uns sehr fasziniert. Natürlich war es auch anstrengend, oftmals waren wir überfordert und wussten nicht, wie wir mit bestimmten Situationen umgehen sollen aber alles in allem möchten wir diese Erfahrung nicht missen. Wir können aber auch nachvollziehen, warum viele Reisende Varansi nicht mögen. Es ist einfach so anders, als alles was wir uns vorstellen können bzw. mit was wir vertraut sind.