Heimkommen. Nach zwei aufregenden Jahren. Wie kam es dazu und vor allem wie fühlt es sich an, zurück in Deutschland zu sein?
Reisen ist kein Urlaub. Unsere Reise war manchmal anstrengend, laugte uns aus und zeigte uns, wer wir wirklich sind. Roh, echt und schonungslos.
Doch immer überwogen für uns die wertvollen Momente und auch in schlechten Situationen konnten wir nach einer Weile das Gute erkennen. Diese Reise hat uns ungemein geprägt und egal wie sehr wir das Reisen lieben und unsere Freiheit mit jedem Tag mehr schätzen gelernt haben, wuchs in uns der Wunsch unsere Familien und Freunde wieder zu sehen. Diesmal nicht nur per Skype sondern in echt – zum Anfassen.
Heimweh?
Ob wir Heimweh haben, wurden wir oft gefragt. Teils von unserer Familie aber auch von Reisenden, die wir unterwegs kennengelernt hatten. Unsere Antwort lautete “Nein”, denn wir hatten wirklich zu keinem Zeitpunkt richtiges Heimweh. Es gab nie den Moment, in dem wir am liebsten ins Flugzeug gestiegen wären. Klar, gab es ungemütliche Zeiten aber nie war es eine Option für uns, dafür unsere Reise abzubrechen und gegen die Sicherheit daheim einzutauschen.
Was war also der Grund, den Flug nach Deutschland zu buchen?
Als ich mit meinem Yogateachertraining in Thailand fertig war, saßen wir vor unserem Bungalow in Pai. Wir überlegten wie die Reise weitergehen soll und wohin wir möchten. Fest stand, dass wir zurück nach Australien wollen, um wieder etwas Geld zu verdienen. Wir waren aber beide der Meinung, dass wir zuvor gern einen Heimatbesuch einlegen möchten, denn Asien ist näher an Deutschland, als es Australien dann wäre.
Der Gedanke nach Deutschland zu fliegen klang absurd und so schoben wir das noch eine Weile vor uns her, sprachen immer wieder darüber aber vertagten die endgültige Entscheidung. Fast genauso, wie wir es von Tag zu Tag vor uns herschoben Pai zu verlassen.
So buchten wir erst einmal einen Flug von Bangkok nach Kalkutta, denn das fiel uns leichter und wir freuten uns auf Indien. Gleichzeitig wussten wir insgeheim aber auch, dass das unser letztes Land vor dem Heimatbesuch sein wird.
Einige Tage später fanden wir einen günstigen Flug von Mumbai nach München und machten Nägel mit Köpfen. Wir buchten den Flug und es fühlte sich irrsinnig unreal an. Zwei Monate in Indien trennten uns von Deutschland, von Freunden, unserer Familie und Brezeln.
Unsere Zeit in Indien rannte gefühlt an uns vorbei und trotzdem sogen wir jeden Moment noch intensiver auf. Wir wussten, dass der Heimatbesuch nicht das Ende bedeutete, sondern nur eine Pause ist.
Waren wir ausgebrannt vom Reisen?
Eine Pause, die wir brauchten. Das sehen wir im Nachhinein nun noch klarer, als zuvor. Die Reise war zu jeder Zeit intensiv und neue Eindrücke prasselten Tag für Tag und manchmal sogar nachts auf uns ein.
Einen Alltag gab es nicht (außer in Australien) und oft stellten wir uns täglich auf neue Situationen und Menschen ein. Manchmal wussten wir morgens nicht, wo wir abends schlafen werden. Das ist Teil des Abenteuers und gewiss ein Luxusproblem aber hinterlässt irgendwann eben auch seine Spuren. Wir waren müde, immer in den günstigsten Unterkünften zu schlafen, Abstriche zu machen, weil uns das Budget wichtiger war als der Wohlfühlfaktor. Uns fiel auf, dass wir nach und nach mehr Geld in Unterkünfte investieren, uns eine fancy Smoothiebowl gönnen, anstatt mit den Locals Curry zum Frühstück zu essen und allgemein weniger von den “typischen” Touristensachen machen.
Natürlich fiel uns beiden diese Wandlung auf und wir wussten auch, was das nun bedeutete. Unser Schwamm war vollgesogen. Es war kein Platz mehr für neue Eindrücke. Wir konnten dem wie wir reisen möchten, nicht mehr gerecht werden. Es war Zeit eine Pause vom Reisealltag einzulegen. Genau diese Pause ist der Heimatbesuch für uns. Eine Rückkehr zu Altbekannten, zu Routinen und vertrauten Orten. Keine neuen Eindrücke, um so erstmal die Eindrücke von der Reise verarbeiten zu können.
Ankunft in Deutschland
Nach einem fast verpassten Anschlussflug in Istanbul landeten wir in München. Es lag Schnee und im Landeanflug schossen mir die Tränen in die Augen. Langsam realisierte ich, dass wir nun wirklich in Deutschland sind. Am Flughafen holte uns eine liebe Freundin ab – mit Willkommensbrezeln!
Niemand aus unserer Familie wusste, dass wir kommen. Es war eine Überraschung und so tingelten wir von einem Familienmitglied zum anderen und schauten in ungläubige Augen und halberstarrte Gesichter. Es dauerte eine Weile bis die Überraschten realisierten, was vor sich ging. Wir haben aber das Gefühl, die Überraschung ist gelungen und wir erinnern uns immer gern daran zurück.
Auf Facebook gibt es ein Video von den Überraschungsbesuchen. Einfach hier klicken.
Wir genossen sogar das trübe Winterwetter und liebten es in unserem eigenen Bett einzuschlafen.
Obwohl wir die ganze Zeit im Hinterkopf hatten, wieder los zu wollen, hatten wir das Australische Visum noch nicht genehmigt bekommen. Wir waren also hin und hergerissen, wussten nicht genau, wie es weitergeht und saßen auf heißen Kohlen. Geduld ist nicht unsere Stärke.
Dennoch genossen wir all das, was wir vermisst haben. Freuten uns altbekannte Gesichter wieder zu sehen, Brot zu essen und die Supermärkte zu durchforsten auf der Suche nach neuen leckeren Produkten.
Nach einem Monat in Deutschland kam dann endlich auch die erlösende E-Mail. Unsere Visas wurden genehmigt und wir dürfen noch einmal ein Jahr nach Australien. Wuhu!
Wir planten also zeitnah wieder los zu reisen, denn mittlerweile fehlte uns die Sonne und auch unser Reisealltag, der ja streng genommen kein Alltag ist.
Planänderung
Eigentlich wollten wir jetzt schon längst wieder unter Palmen sitzen, doch alles kam etwas anders. Ich musste operiert werden (alles gut gelaufen!), was leider nach sich zog, dass wir unsere Weiterreise erstmal verschieben mussten. Dennoch bin ich froh und dankbar, dass wir ausgerechnet jetzt in Deutschland waren.
Wir sind nun also schon viel länger in Deutschland, als ursprünglich geplant und mittlerweile können wir es kaum abwarten, wieder los zu reisen. Wir haben in der Zeit hier gemerkt, dass die Reise uns und unsere Ansichten geändert hat. Unsere Prioritäten sind nun Andere und auch unsere Sicht auf die Welt hat sich gedreht.
Momentan suchen wir nach dem passenden Flug und werden wohl bald wieder in ein Flugzeug steigen, um uns auf den Weg nach Australien zu machen.
Es bleibt spannend und wir freuen uns wahnsinnig, dass du Teil unserer Reise bist und uns begleitest. Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle!
4 Antworten
Irgendwie ist das Lesen deiner Texte ein wenig wie Reisen – du nimmst einen mit, schaust mit einem gemeinsam aus einer Metaperspektive auf deine, auf eure Erlebnisse und verlässt aber dabei nie die narrative Ebene 🙂
Danke 😘
Hach Marco, Danke für deinen entzückenden Kommentar 🙂 freut mich, dass wir dich so ein wenig mitnehmen können!
Ich versteh dieses “der Schwamm war vollgesogen” so gut! Bei mir war das ja tatsächlich schon nach vier Monaten Asien so und ich war auch echt froh, eine kleine Pause zwischen den Reisen einlegen zu können. 😀
Ich freu mich schon sehr auf eure neuen Erlebnisse und weitere Blogposts! <3
Danke Isa 🙂 Ich glaube auch echt, dass das eine normale Begleiterscheinung ist bei Langzeitreisen, oder? Umso wichtiger ist es, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören 🙂